Nachrufe
Der Landesmusikrat Bremen trauert um Prof. Klaus Bernbacher
4. Dezember 2023
Im Alter von 92 Jahren ist der Ehrenvorsitzende des Landesmusikrates Bremen, Prof. Klaus Bernbacher, am 3. Dezember 2023 verstorben. „Mit ihm verliert das Land eine Schlüsselfigur, die die Bremische Kultur geprägt hat wie keine zweite und weit darüber hinausgreifend tiefe Spuren im gesamtdeutschen Musikleben hinterlassen hat“, würdigt der Vorsitzende des Landesmusikrates Bremen, Marc Niemann, seinen Amtsvorgänger.
Aus einer Musikerfamilie stammend hat sich Klaus Bernbacher nach seiner Ausbildung zum Dirigenten intensiv der Pflege der zeitgenössischen Musik und der in der Nazizeit verpönten und verbotenen klassischen Moderne verschrieben. Ihm verdanken wir die Bremische Erstaufführung von Arnold Schönbergs „Gurreliedern“ ebenso wie zahlreiche Uraufführungen mit der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford und den Bremer Philharmonikern. Er ist Gründer und Initiator der „Tage der Neuen Musik Hannover“. Seit 1969 in Diensten von Radio Bremen als Hauptabteilungsleiter Musik trug er entscheidend dazu bei, dass die kleinste ARD Sendeanstalt durch ambitioniert-profilierte Programmplanung überregionale Sichtbarkeit erlangt.
Früh erkennt Bernbacher, dass Musik Gemeinschaft stiften und über die Gräben des gerade beendeten Weltkrieges hinweg Menschen verbinden kann. So wird er vor dem Hintergrund der deutsch-französischen Aussöhnung 1951 Mitbegründer der „Jeunesses Musicales“ und ab 1957 Mitinitiator des „deutsch-türkischen Kulturaustausches“. Im Geleit der Ostpolitik Brandts gründet Klaus Bernbacher die Bremischen Gesellschaft zur Förderung der kulturellen Beziehungen zur Deutschen Demokratischen Republik. Zeitlebens politisch aktiv und engagiert initiiert er als Abgeordneter der Bremischen Bürgerschaft und stellvertretender Vorsitzender der Kultur- und Wissenschaftsdeputation die Aufnahme von Kunst und Kultur als Staatsziel in die Bremische Verfassung.
1979 gründet Klaus Bernbacher den Landesmusikrat Bremen, den er bis 1996 als Vorsitzender leitet. In diese Zeit fallen neben vielen anderen Aktivitäten die Aufstellung des Landesmusikplanes, die Organisation des Europäischen Jahres der Musik, die Gründung des „Europäischen Klavierwettbewerbes Bremen“ und die bundesweit beachtete Ausstellung „Entartete Musik“. Als Mitglied im Präsidium des Deutschen Musikrates vertrat er auch auf Bundesebene die Interessen des Bremischen Musiklebens. Prof. Klaus Bernbachers Verdienste wurden durch die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Bremischen Medaille für Kunst und Wissenschaft des Senats gewürdigt.
Nachruf auf die Komponistin Ursula Görsch
21. Februar 2023
Am 4. Februar 2023 ist Ursula Görsch im Alter von 90 Jahren verstorben. Der Landesmusikrat Bremen wird die bekannte Bremer Komponistin und Klavierpädagogin in ehrendem Gedenken halten. 2015 wurde sie auf Vorschlag aus der Mitgliedschaft zum Ehrenmitglied des Landesmusikrats ernannt. Sie war eine große Förderin der Laienchormusik, engagierte sich in ihrer Arbeit intensiv für die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen und setzte sich stark für die neue geistliche Musik ein.
Ursula Görsch wurde am 4. März 1932 in Bremen geboren. Mit sechs Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht, nach dem Abitur folgte ein Studium an der Pädagogischen Hochschule Bremen mit Fachrichtung Musik. Schon in frühen Jahren begann sie neben Unterrichtstätigkeiten und freier Mitarbeit bei Radio Bremen mit ihrer Kompositionstätigkeit. Im Rahmen eines Auslandsschuldienstes in Istanbul/Türkei (1964-1969) gründete sie das erste türkische Jugendkammerorchester und führte zahlreiche Konzerte in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut durch. 1969 nahm sie das Studium im Fach Querflöte an der Musikhochschule Karlsruhe auf. Nach ihrer Rückkehr nach Bremen unterrichte sie Musik an einem örtlichen Gymnasium. Gleichzeitig intensivierte sie ihre Kompositionstätigkeit und bereitet zahlreiche Aufführungen ihrer Werke vor. Von 1974 bis 1986 war Ursula Görsch die Vorsitzende von „Jugend musiziert“ für Bremen-Stadt. Nach Lehraufträgen an der Universität Bremen (1985-1995) war sie von 1997 bis 2005 auch als Dozentin an der Valley View University in Ghana tätig.
Für ihr Werk „Cantata curiosa“ erhielt sie den Preis der Gerhard-Maasz-Stiftung. 2017 wurde ihr der Johann-Wenzel-Stamitz-Preis der Künstlergilde Esslingen verliehen.
Im November wird der Arbeitskreis Bremer Komponisten und Komponistinnen e.V (ABK) in Kooperation mit dem Deutschen Tonkünstlerverband Bremen (DTKV) ein großes Gedenkkonzert für Ursula Görsch im Rahmen der 73. Bremer Hausmusikwoche im Konzertsaal der Hochschule für Künste veranstalten.
Trauer um Renate Wolter-Seevers
31. August 2022
Der Landesmusikrat Bremen trauert um Renate Wolter-Seevers. Überraschend verliert das Bremische Musikleben eine seiner auch überregional prominentesten Personen, die über Jahrzehnte als Tonmeisterin für Radio Bremen zahllose Musikveranstaltungen betreut und im Sendesaal Bremen vielfach prämierte Aufnahmen verantwortet hat. Mit ihrer freundlichen und einzigartig kompetenten Art genoss sie die Hochachtung von Musikerinnen und Musikern aller Stilrichtungen, für die die Zusammenarbeit mit Wolter-Seevers oft prägend war. Ebenso war sie eine leidenschaftliche Streiterin für die Bewahrung der Musik, sei es in der Debatte um sinkende Präsenz von Kultur im medialen Raum, sei es im Rahmen ihres großen Engagements für den Sendesaal Bremen, zu dessen Erhalt sie einen großen Beitrag geleistet hat.
Der Landesmusikrat Bremen ist zutiefst dankbar für Renate Wolter-Seevers Unterstützung als Tonmeisterin des Europäischen Klavierwettbewerbs. „Wir verlieren eine Frau, die wichtige Spuren im Musikleben des Landes Bremen und Deutschlands hinterlässt, ihre so freundliche, aber gleichzeitig kompromisslose Haltung, dass Musik unverzichtbar für unsere Gesellschaft und unser Leben sei, ist uns ein Ansporn, uns in ihrem Sinne für die Musik einzusetzen. Der Landesmusikrat Bremen wird Renate Wolter-Seevers ein ehrendes Andenken bewahren“, so der Vorsitzende Marc Niemann.
Nachruf auf Prof. Siegrid Ernst-Meister
21. März 2022
Am Sonntag, den 20. März, ist Prof. Siegrid Ernst-Meister im Alter von 93 Jahren verstorben. Der Landesmusikrat Bremen und seine Mitglieder werden die bundesweit bekannte, international renommierte und in Bremen fest verankerte Pianistin, Komponistin und Pädagogin in ehrendem Gedenken halten. Vielen Musiker*innen war sie ein Vorbild, eine einfühlsame Lehrerin und fördernde Wegbegleiterin. Sie verband die inhaltliche Präzision und einen sehr hohen Qualitätsanspruch mit außerordentlicher Freundlichkeit und Bescheidenheit. Siegrid Ernst-Meister war untrennbar mit dem Musikleben, der musikalischen Ausbildung und den kulturpolitischen Auseinandersetzungen im Land Bremen verbunden. Sie war Ehrenmitglied im Landesmusikrat Bremen und von 1978-2020 Juryvorsitzende des Bremer Komponistenpreises. In zahlreichen regionalen und überregionalen Gremien und Verbänden war sie tätig, darunter im Deutschen Musikrat, im Künstlerinnenverband Bremen GEDOK, im Deutschen Komponistenverband, im Arbeitskreis Bremer Komponisten und Komponistinnen wie auch im Landesrundfunkrat. Siegrid Ernst-Meister gehörte 1978 zu den Gründungsmitgliedern des Internationalen Arbeitskreises FRAU UND MUSIK, dessen Vorsitzende sie von 1980 bis 1993 war. Als eine der wichtigsten Protagonistinnen für die Gleichberechtigung von Frauen in musikalischen Berufen hat sie maßgeblich dazu beigetragen, dass Frauen Wege zu Professuren, Jury-Mitgliedschaften und Auswahlgremien eröffnet wurden.
Siegrid Ernst-Meister studierte in Heidelberg, Frankfurt und Wien. Das sechsjährige Kompositionsstudium bei Gerhard Frommel wurde durch Besuche von Tagungen und Kursen für Neue Musik in Darmstadt, Donaueschingen und Paris bei Karlheinz Stockhausen, György Ligeti und Iannis Xenakis erweitert. Es entstanden Werke für Streicher, Bläser, Klavier und Ensembles, Orchesterstücke und Liederzyklen, daneben aber auch Spielmusiken für Kinder und in Zusammenhang mit anderen Kunstsparten Improvisations- und Performancekonzepte. Aufführungen im In- und Ausland, Rundfunkproduktionen, CDs und zahlreiche Ehrungen und Artikel in Büchern und Lexika belegen die wachsende Resonanz. Pädagogische Arbeit und umfangreiches Engagement auch in internationalen Gremien ergänzten ihr Berufsfeld.