„MiKADO-Musik“-Studie: Existentieller Nachwuchsmangel an Musikschulen

Detailaufnahme von zwei Füßen in Turnschuhen, die das Pedal eines Flügels drücken
Foto: Ulrike Bergmann-Seifert

Am 25. November wurde in Berlin und online die Studie „MiKADO-Musik“ (kurz für: „Mangel an Nachwuchs im Künstlerisch-Pädagogischen Bereich an Ausbildungsinstituten in Deutschland und Oesterreich“) vorgestellt. Gastgeber war der Deutsche Musikrat. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse erhalten Sie hier. Die Studie wird 2026 in der Online-Zeitschrift „üben & musizieren. research“ publiziert.

Zentrale Ergebnisse:

  • Bis 2035 gehen rund 14.700 Musikschulkräfte in den Ruhestand (Hochrechnung basierend auf aktuellen Zahlen des Verbands deutscher Musikschulen und des Deutschen Musikinformationszentrums).
  • Dem gegenüber stehen lediglich rund 4.000 Absolvent:innen der Instrumental- und Vokalpädagogik sowie der Elementaren Musikpädagogik.
  • Damit könnten in 10 Jahren etwa drei Viertel der freien Stellen nicht mit entsprechend qualifizierten Musikschullehrkräften besetzt werden.
  • Angesichts konstant steigender Nachfrage bedeutet dies, dass mindestens 500.000 Schüler:innen keinen Musikschulunterricht mehr bekommen können.

Die Gründe für den Nachwuchsmangel liegen in mehreren, sich gegenseitig verstärkenden Faktoren. Dazu gehören die strukturellen Bedingungen des Berufs wie eine häufig unzureichende Vergütung und anspruchsvolle Arbeitszeiten. Hinzu kommt eine teilweise negative öffentliche Wahrnehmung, die durch tradierte Abwertungen des Berufsbilds begünstigt wird. Auch persönliche Erwägungen spielen eine Rolle, etwa die Frage der beruflichen Identifikation, der Wunsch nach Sichtbarkeit oder das Bedürfnis nach größerer Autonomie.

Musikpolitische Forderungen:

Die „MiKADO-Musik“-Studie macht deutlich: Wenn nicht umgehend Maßnahmen für bessere Rahmenbedingungen des Berufsfelds Musikschullehrkraft geschaffen werden, droht eine flächendeckende Erosion der Musikalischen Bildung in Deutschland. Denn auch an allgemeinbildenden Schulen ist der Rückgang an qualifiziertem Musikunterricht alarmierend und kann zukünftig nicht mehr durch Musikschulprojekte aufgefangen werden. Daher fordert der Deutsche Musikrat gemeinsam mit dem Verband deutscher Musikschulen und der Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen:

  • Nachwuchsgewinnung durch Praktikums- und Mentoring-Programme sowie Ausweitung der studienvorbereitenden Ausbildungen an Musikschulen für potenzielle Studierende,
  • Ausweitung praxisorientierter Studienplätze musikpädagogischer Studiengänge, auf Basis deutlich verbesserter personeller Ausstattung und Rahmenbedingungen an Musikhochschulen,
  • Erweiterung des Kanons der Instrumente und Ensembles mit Blick auf gesellschaftliche Vielfalt,
  • die Förderung von regionalen Kooperationen zwischen Hochschulen und öffentlichen Musikschulen,
  • attraktive Arbeitsbedingungen an Musikschulen, sowie eine entsprechende Erhöhung der Budgets für die Umsetzung und bedarfsabhängige Lohnzuschüsse in strukturschwachen Regionen,
  • Förderprogramme für die Weiterqualifizierung von Musikschullehrenden, die Karrierepfade und Perspektiven eröffnen.

Zur Umsetzung: Einsetzung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur Sicherung der außerschulischen Musikalischen Bildung, in der die Kultusministerkonferenz, der Verband kommunaler Arbeitgeber, die kommunalen Spitzenverbände, der Verband deutscher Musikschulen und die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen mitwirken.

Prof. Lydia Grün, Präsidentin des Deutschen Musikrats, betont: „Die Ergebnisse der ‚MiKADO-Musik‘-Studie sind ein deutlicher Weckruf! Qualifizierte und motivierte Nachwuchskräfte in ausreichender Zahl sind die Basis für unser gesamtes Musikleben und der Schlüssel für die Zukunft des Musiklands Deutschland. Wir brauchen jetzt eine breite Allianz aus politischen Entscheidungsträger:innen und Ausbildungsinstitutionen. In gemeinsamer Anstrengung müssen wir die Rahmenbedingungen für Studium und Beruf im Künstlerisch-Pädagogischen Bereich nachhaltig verbessern. Die Zeit drängt.“

Prof. Christian Fischer, Vorsitzender der Rektorenkonferenz (RKM), ergänzt: „Mit der Studie liegen nun wesentliche, alarmierende Ergebnisse über den gravierenden Nachwuchsmangel in diesem Bereich vor. Die klaren Handlungsempfehlungen für die drei Phasen Studienvorbereitung, Studium und Berufspraxis wollen wir jetzt strukturiert und abgestimmt angehen. Für diese Grundlage sind wir den Initiator:innen und Autor:innen der Studie dankbar.“

Friedrich-Koh Dolge, Bundesvorsitzender des Verbands deutscher Musikschulen, bekräftigt: „Musikalische Bildung ist ein tragendes Fundament unserer Kultur. Die MiKADO-Musik-Studie zeigt, wie ernst die Lage ist und dass wir uns wieder stärker den Werten zuwenden müssen, die Musik für unsere Gesellschaft bereithält: Orientierung, Gemeinschaft und Menschlichkeit. Diese Haltung – verbunden mit verlässlichen Bedingungen für eine gesicherte Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen – ist entscheidend, wenn wir die Zukunft unserer Musikschulen und unseres Musiklebens sichern wollen.“

Die „MiKADO-Musik“-Studie entstand auf gemeinsame Initiative der „Arbeitsgemeinschaft der Leitenden pädagogischer Studiengänge“ (ALMS) und des „Ausschusses Künstlerisch-Pädagogische Studiengänge“ der Rektorenkonferenz der Musikhochschulen (RKM). Unter Mitwirkung zahlreicher Musikhochschulen und Studieninstitutionen sowie des Verbands deutscher Musikschulen (VdM) wurden in einem breit angelegten Crowd-Research-Projekt mit über 50 Forschungsgruppen Ursachen, Herausforderungen und Handlungsansätze untersucht.

Die Steuerungsgruppe der Studie besteht aus:

  • Prof. Dr. Katharina Bradler (Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden)
  • Prof. Dr. Michael Dartsch (Hochschule für Musik Saar)
  • Prof. Dr. Carmen Heß (Hochschule für Musik und Tanz Köln)
  • Prof. Dr. Wolfgang Lessing (Hochschule für Musik Freiburg)
  • Prof. Dr. Andrea Welte (Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover)
  • Prof. Dr. Kerstin Weuthen (Robert Schumann Hochschule Düsseldorf)

Zu den beteiligten Institutionen:

Der Deutsche Musikrat
engagiert sich für die Interessen von 16,9 Millionen musizierenden Menschen in Deutschland und ist weltweit der größte nationale Dachverband der Musikkultur. 2020 hat der Deutsche Musikrat gemeinsam mit der Konferenz der Landesmusikräte und der Bertelsmann Stiftung die Studie „Musikunterricht in der Grundschule – Aktuelle Situation und Perspektive“ veröffentlicht. 2024 veranstaltete der Deutsche Musikrat die Pressekonferenz zur Vorstellung der „MULEM-EX“-Studie.

Die „Arbeitsgemeinschaft der Leitenden pädagogischer Studiengänge“ (ALMS)
ist ein Zusammenschluss von Verantwortlichen musikpädagogischer Hochschulprogramme im deutschsprachigen Raum. Seit den 1970er Jahren engagiert sich die ALMS für die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der Studienangebote für außerschulisch tätige Musikpädagog:innen. Mit ihren Stellungnahmen und Empfehlungen hat sie maßgebliche Impulse für die Gestaltung musikpädagogischer Curricula, Berufsfelder und Hochschulpolitik gesetzt.

Die Rektorenkonferenz der deutschen Musikhochschulen in der HRK (RKM) und deren Ausschuss Künstlerisch-Pädagogischer Studiengänge (KPS)
ist der Zusammenschluss der 24 staatlichen Musikhochschulen in Deutschland. Die RKM vertritt national und international die Interessen der Musikhochschulen gegenüber Politik, Hochschulverbänden und Organisationen des Musiklebens und fördert den Erfahrungsaustausch untereinander in Fragen von Lehre, Forschung und Kunst.

Der Verband deutscher Musikschulen (VdM) 
ist mit seinen 16 Landesverbänden der kommunale Fach- und Trägerverband von rund 930 öffentlichen Musikschulen in Deutschland, in denen an bundesweit rund 21.000 Unterrichtsstätten über 1,5 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene von rund 37.000 Fachlehrkräften im gesamten Spektrum des Musizierens unterrichtet werden.

(Pressemitteilung des Deutschen Musikrates 25. November 2025)

Festivalstudie veröffentlicht – Musikfestivals in Deutschland

Coverbild der Festivalstudie 2025
Foto: Coverbild Festivalstudie 2025

In Deutschland finden regelmäßig rund 1.800 Musikfestivals statt – von Klassik über Rock, Pop und Jazz bis hin zu Elektronik, Folk und Neuer Musik. Eine neue bundesweite Studie liefert erstmals repräsentative Daten zu Struktur, Finanzierung und gesellschaftlicher Bedeutung dieser einzigartigen Kulturlandschaft. Die Studie ist ein gemeinsames Projekt der Initiative Musik, der Bundesstiftung LiveKultur und des Deutschen Musikinformationszentrums. Die Erhebung wurde durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach.

Die Studie zeigt: Charakteristisch für Festivals ist ihre stilistische Offenheit, denn jedes einzelne vereint heute im Schnitt fünf verschiedene Genres. Im Durchschnitt bringt jedes Festival 30 Konzerte bzw. Acts auf die Bühne – hochgerechnet ergibt das bundesweit jährlich rund 51.000 Konzerte. Bemerkenswert: Rund 40 Prozent dieser Auftritte entfallen auf Nachwuchskünstler:innen und -ensembles. Damit leisten Festivals einen entscheidenden Beitrag zur Förderung kultureller Vielfalt und zur nachhaltigen Entwicklung der Musiklandschaft – stehen jedoch zugleich vor großen strukturellen und wirtschaftlichen Herausforderungen.

Zur Studie: https://miz.org/de/fokus/festivalstudie

Pressemitteilung der Initiative Musik, der Bundesstiftung LiveKultur und des Deutschen Musikinformationszentrums

Offener Brief: Dem Künstlerhaus „Use Akschen 91“ droht die Schließung!

Ein graues Symbol einer Welle auf hellem Hintergrund, darunter steht hinter einem Hashtag-Zeichen: Use Akschen Jetzt

Der Landesmusikrat Bremen ist Mitunterzeichner des Offenen Briefes zur Situation des Künstlerhauses Use Akschen 91. Der Text wird hier vollständig abgedruckt und kann gern weiterverwendet werden. Unter dem Hashtag #UseAkschenJetzt wird in den sozialen Medien das Thema behandelt. Gern verlinken, teilen, kommentieren!

Offener Brief
Dem Künstlerhaus „Use Akschen 91“ droht die Schließung!
(ehemals „Haus der Fremden Firmen“, AG Weser)

Seit 2012 wird im Bremer Künstlerhaus „Use Akschen 91“ Kultur geschaffen und gelebt. Weit über 100 Bands, 400 Musiker:innen, Künstler:innen / Ateliers und junge Startup-Unternehmen haben in dieser Kultureinrichtung ein Zuhause gefunden. Bremer Bands schreiben, proben und nehmen ihre Musik dort auf – Amateurformationen, genauso wie erfolgreiche professionelle Acts und Szenegrößen wie Versengold oder Raum27, Mantar, JokA, Stunnah oder Lenny Morris. Es handelt sich damit um das zweitgrößte Kulturhaus Deutschlands und das mit Abstand größte Haus für Kulturschaffende in Bremen, das weit über die Stadtgrenzen unserer Hansestadt bekannt ist. Nun droht dieser Kultureinrichtung die Schließung.

Das im Überseehafen gelegene, viergeschossige Gebäude, in dem sich das Künstlerhaus befindet, wurde ursprünglich als Lehrwerkstätte für Auszubildende der AG Weser genutzt. Aus diesem Grund wurde bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung ein Antrag auf Nutzungsänderung in eine Einrichtung für Kulturschaffende gestellt. Der Nutzungsänderungsantrag steht aufgrund einer bauordnungsrechtlichen Differenz kurz vor der Ablehnung. Somit droht dem Haus die Nutzungsuntersagung und Schließung! Für den Kulturstandort Bremen wäre dies ein herber Verlust, denn der Bedarf an Räumen für Kulturschaffende in Bremen ist nach wie vor sehr hoch.

Proberäume und Ateliers sind rar. Das Künstlerhaus Use Akschen nimmt allein wegen seiner immensen Größe von fast 4000 qm genutzter Fläche eine besondere Rolle in der Bremer Kulturszene ein. Eine Schließung würde weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Kultur- und Musikszene unserer Stadt haben.

Unser Appell geht nun an Sie, eine Lösung zu finden, die sowohl dem rechtlichen Rahmen als auch der kulturellen Notwendigkeit gerecht wird. Wir sind gerne bereit, den Prozess zu unterstützen, der es erlaubt, das kulturelle Schaffen fortzusetzen und gemeinsam dafür zu sorgen, dass Kunst und Kultur auch in Zukunft einen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Wir müssen etwas tun, Sie müssen etwas tun.
Bitte handeln Sie im öffentlichen Interesse.

Im Namen von weit über 400 Kulturschaffenden der Use Akschen 91 und allen Mitzeichnenden.

Freundliche Grüße,
Timo Hollmann, Sprecher und Kulturschaffender der Use Akschen

Mitzeichnende:
Landesmusikrat Bremen, Musikszene Bremen, POP Office Bremen, Clubverstärker, Musikerinitiative Bremen (MIB), Kulturzentrum Lagerhaus, RockCity Hamburg, musicHBwomen, Hafensänger Konzerte, Koopmann Concerts & Promotion

Honoraruntergrenzen: Neue Empfehlung des Deutschen Musikrates

Detailaufnahme eines Schlaginstruments
Foto: Kristin Niemann

Positionspapier und Empfehlung des Deutschen Musikrates: Honoraruntergrenze für selbstständige Musiker:innen in durch BKM geförderten Projekten und Einrichtungen 2025/2026

Selbstständige Musiker:innen sind professionelle Künstler:innen, deren hohe Qualifikation auf unterschiedlichsten Wegen erfolgt und deren Wirken maßgeblich zur kulturellen Vielfalt in Deutschland beiträgt. Ihre Ausbildung beginnt häufig schon in jungen Jahren und begleitet sie durch ihre Kindheit und Jugend über anspruchsvolle Studien – sei es an Musikhochschulen, in Ausbildungszusammenhängen, außerhalb des Hochschulsystems oder autodidaktisch – und den
kontinuierlichen Erwerb von Zusatzqualifikationen und Fähigkeiten bis ins Berufsleben. Ihr Einkommensniveau spiegelt häufig jedoch weder ihre Qualifikationen und individuellen
Fähigkeiten noch die gesellschaftliche Bedeutung und Qualität ihrer Arbeitsleistung wider. Im
Gegenteil: Zahlreichen Musiker:innen droht Altersarmut, da ihr Einkommen trotz durchgehender
Erwerbsbiografie häufig selbst für einen Grundrentenzuschlag zu gering ist. Auf lange Sicht
ergeben sich in diesem Zusammenhang unweigerlich hohe gesamtgesellschaftliche Folgekosten.

Der Deutsche Musikrat hat daher eine neue Honoraruntergrenzen-Empfehlung für selbständige Musiker:innen veröffentlicht. Sie bezieht sich auf Projekte und Institutionen, die zu mindestens 50 % von der Beauftragten für Kultur und Medien gefördert werden. Die Empfehlung wurde mit Verbänden der freien Musiker:innen und der Musikwirtschaft erarbeitet und ist unter diesem Link nachzulesen.

Die bereits im letzten Herbst 2024 veröffentlichte Honoraruntergrenzen-Empfehlung des DMR für die Lehre in öffentlich geförderten Institutionen und Projekten ist hier zu finden.

Modernisierung Glocke: Öffentliche Info-Veranstaltung und Ausstellungseröffnung

Eine weiße Straßenbahn fährt am Konzerthaus Die Glocke vorbei
Foto: LMR Bremen

Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt, lädt in Kooperation mit dem Bürgermeister und Senator für Kultur, Andreas Bovenschulte, der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, Özlem Ünsal, und der Glocke Veranstaltungs-GmbH zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung am 6. Februar um 18:00 Uhr in den Kleinen Saal der Glocke ein. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung vorab ist nicht nötig.

Präsentiert werden die Wettbewerbsarbeiten des Architekturwettbewerbes für die Ertüchtigung des Konzerthauses „Die Glocke“. Der Architekturwettbewerb endet am 5. Februar 2025. Bei der öffentlichen Informationsveranstaltung werden die Wettbewerbsgrundlagen und die prämierten Entwürfe vorgestellt sowie die nächsten Planungsschritte erläutert. Vom 6. bis 28. Februar 2025 sind die Entwürfe aller Teilnehmenden im Foyer der Glocke von Montag bis Freitag, von 15:00 – 18:00 Uhr, ausgestellt. Am 8. und 9. Februar 2025 finden Sonderführungen für die interessierte Öffentlichkeit statt. Eine Anmeldung für die kostenfreie Teilnahme ist beim Ticket-Service in der Glocke vorzunehmen.

Programm:

Moderation
Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen für Marketing und Tourismus

Willkommen & Begrüßung
Bürgermeister und Senator für Kultur, Andreas Bovenschulte,
Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt,
Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung, Özlem Ünsal

Städtebauliche Einordnung
Senatsbaudirektorin Prof. Dr. Iris Reuther, Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Vorstellung aller Wettbewerbsarbeiten
Wettbewerbsmanagement [phase.eins], Geschäftsführer, Benjamin Hossbach

Vorstellung der prämierten Wettbewerbsergebnisse
Vorstellung durch das Architekturbüro

Fragen und Anregungen aus dem Publikum

Vorstellung der nächsten Projektschritte
Dr.-Ing. Dirk Kühling, Abteilungsleiter Wirtschaft, Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Schlussworte und Ausstellung

Weitere Informationen zur Veranstaltung

Appell zur Situation der Glocke

Eine weiße Straßenbahn fährt am Konzerthaus Die Glocke vorbei
Foto: LMR Bremen

Appell zur Situation der Glocke – „Nach der Haltstelle ist vor der Haltestelle“

Nachdem die Pläne für den Bau einer großen Straßenbahnhaltestelle wenige Meter vor dem Haupteingang des traditionsreichen Konzerthauses „Die Glocke“ so verändert wurden, dass sowohl die vorgeschriebene Barrierefreiheit der Bahnsteige (z.B. durch Absenkung der Bordsteine), als auch die unumgängliche Weiterentwicklung des herausragenden Konzertsaals von allen Seiten als möglich angesehen wurden, erreichen den Landesmusikrat Bremen nun Nachrichten, dass die längst ad acta gelegten Planungen zum Bau der Haltestelle wieder aufgenommen werden sollen – zum Nachteil der Glocke.

Es ist selbstverständlich, dass alle Vorgaben hinsichtlich Barrierefreiheit bei der Umgestaltung der Haltestellensituation im Bereich Domsheide Berücksichtigung finden müssen und dass vor allem Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs so einfach wie möglich gemacht wird. Vor diesem Hintergrund rufen wir alle Akteure in Verbänden, Verwaltung und Politik dazu auf, im Dialog miteinander Kompromisse zu finden, die die Interessen aller respektieren.

Wir weisen mit Nachdruck darauf hin, dass die Glocke für die Bremische Kultur von entscheidender und unersetzlicher Bedeutung ist: Sie ist die Hauptspielstätte der größten Bremischen Musikeinrichtungen, wie der Bremer Philharmoniker, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, des Musikfestes Bremen und vieler anderer darüber hinaus. Ihre einzigartige Akustik zeichnet sie als einzigen Weltklasse-Konzertsaal im Nordwesten der Bundesrepublik aus und trägt zur überregionalen Ausstrahlung Bremens als Kulturmetropole und Oberzentrum der Region Nordwest bei. Die Lage der Glocke am Eingang zur Innenstadt prädestiniert sie als Impulsgeber und Ausgangspunkt der Weiterentwicklung des Stadtzentrums im Sinne einer Belebung vor dem Hintergrund der Auswirkungen großer struktureller Veränderungen und Verwerfungen, die man in der City allerorten wahrnehmen kann.

Wie im Koalitionsvertrag der derzeit agierenden Regierungskoalition zu lesen ist, soll die Glocke nicht nur „Ankerpunkt einer Kulturmeile zwischen Weltkulturerbe und Viertel“ sein, sondern durch programmatische Weiterentwicklung und die Etablierung eines Intendanzmodells noch offener in die Stadtgesellschaft wirken und neue Publikumsschichten gewinnen. In diesem Kontext muss auch die in die Jahre gekommene bauliche Situation der Glocke betrachtet werden, die sich den zeitgemäßen Forderungen an ein regional wie international agierendes Konzerthaus anpassen muss. Unter anderem muss auch in den Räumen der Glocke die weitestgehende Barrierefreiheit ermöglicht werden. In den vergangenen Jahren hat dazu bereits eine umfangreiche Potenzial- und Entwicklungsanalyse stattgefunden, deren Ergebnisse nun in einen Architekturwettbewerb einfließen.

Sollte die Haltestelle, mit all ihren für Bremens größten Kulturort negativen Auswirkungen im Hinblick auf Zugänglichkeit, Optik und vor allem akustische Störung des Betriebs im Haus Realität werden, wäre fraglich, ob die immensen Kosten für die Planungsprozesse, die bereits entstanden sind, ein Fall für das Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler wären.
Alle Experten bestätigen, dass das vielgerühmte „Masse-Feder-System“ des Gleisbetts die Störung des Konzertbetriebes durch Vibrationen und den Lärm der Straßenbahnen lediglich etwas dämpft, aber nicht vollständig eliminieren kann.
Somit kann man es nur noch als Provinzposse bezeichnen, wenn die epochale Chance, einen Bundeszuschuss von 40 Millionen Euro für die Modernisierung der Glocke einzusetzen, vertan wird. Es ist fraglich, ob die Bundesmittel, die nur bis 2027 zur Verfügung stehen, bei einem Neustart aller Planungsprozesse noch genutzt werden können, wenn man den anzusetzenden zeitlichen Vorlauf öffentlicher Großbauvorhaben in Betracht zieht.

Wir appellieren an alle Beteiligten, mit Besonnenheit zu agieren und die Weiterentwicklung der Glocke nicht im Keim zu ersticken.