Amateurmusik im Land Bremen

Laut der Studie „Amateurmusizieren in Deutschland“ des Deutschen Musikinformationszentrums (März 2021) musizieren mehr als 14 Millionen Menschen ab 6 Jahren in Deutschland aktiv in ihrer Freizeit. Anders gesagt: 19 % aller Bundesbürger:innen singen oder spielen ein Instrument in Bands, Chören, Orchestern, in vokalen und instrumentalen Ensembles oder auch allein. Viele dieser Musizierenden sind in Vereinen, Verbänden oder freien Strukturen gemeinsam organisiert. Sie stellen damit neben dem Sport eine der größten zivilgesellschaftlichen Gruppierungen in Deutschland dar. Im Land Bremen musizieren demnach schätzungsweise zwischen 95.000 und 115.000 Menschen.

Interessant dabei ist: Für den engeren Kontakt zum Amateurmusizieren sorgen laut der Studie in erster Linie allgemeinbildende Schulen (36 %), Musikvereine, Chöre und Orchester (32 %), Familie und Freunde (31 %) sowie öffentliche und private Musikschulen (17 % und 13 %) bzw. private Musiklehrkräfte (30 %). 

Wozu Amateurmusik?

Antworten gibt es in unserem kurzen Imagefilm, der im Rahmen des Bremer Chorfestes, dem großen Kooperationsprojekt des Landesmusikrats mit vielen weiteren Partner:innen im November 2022 entstanden ist:

Bremer Chorfest 2022 – Amateurmusik im Land Bremen

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Säulen der Amateurmusik

Wir bemühen uns um die Weiterentwicklung und Sichtbarmachung der Amateurmusikszene unseres Landes. Wir setzen uns dafür ein, dass diese äußerst relevante, aber bisher wenig beachtete Szene, gestärkt wird. Informieren Sie sich hier über die verschiedenen Säulen der Amateurmusik.

Gesellschaftliches Engagement

Amateurmusik ist ein wichtiger Bestandteil, Motor und Bindeglied der Zivilgesellschaft. Sie fördert kulturelle Vielfalt, Gemeinschaft und Zusammenhalt. Musikalische Gruppierungen aller Couleur leisten mit ihrem Handeln einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung, zur Integration und damit zum Gemeinwohl. Diese Initiativen gilt es zukünftig durch passende Maßnahmen in ihrem Wirken zu bestärken.

Kulturelle Vielfalt und Verbindung zur professionellen Musikszene

Durch die Amateurmusik kann ganzjährig eine Fülle an Veranstaltungen auf allen Leistungsniveaus angeboten werden. Die Szene leistet einen unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Leben im Land Bremen. Dabei bildet sie für viele freischaffenden professionellen Musiker:innen die finanzielle Grundlage (z.B. Dirigent:innen und musikalische Leiter:innen, Lehrkräfte, Stimmbildner:innen, Arrangeur:innen, Workshop-Leiter:innen). Eine Stärkung der Amateurmusikszene stärkt auch die professionellen Musiker:innen und sichert deren Einkommen. 

Räume / Stadt- und Quartiersentwicklung

Die Raumnot bei allen Musikensembles ist groß und hat sich in den Pandemiejahren weiter verschärft. Damit die Amateurmusikszene ihrer gesellschaftlichen Rolle gerecht werden kann, braucht es Raumkonzepte, um sie nachhaltig in die Stadt- und Quartiersentwicklung einzubeziehen. Musikangebote können Stadtviertel attraktiveren und sollten Teil neuer Wohnkonzepte werden. Dafür müssen bisher für Musik nicht verfügbare Räume erschlossen und Mehrfachnutzungen v.a. bei öffentlichen Gebäuden ermöglicht werden. Mit der Etablierung einer Raumdatenbank mit ausgewiesenen musikalischen Parametern gehen wir gegen die Raumnot vor und stoßen die Schaffung neuer Netzwerke an.

Gesundheit

Musizieren hat gesundheitsfördernde Wirkung, so schärft es beispielsweise die Erinnerungs- und Konzentrationsfähigkeit durch das beständige Trainieren von Stimme und Instrument. Musik ist von enormem Wert bei der Unterstützung demenziell erkrankter Menschen. Dies zeigt sich in der nationalen Demenzstrategie, die einen bewussten Schwerpunkt auf Musikförderung legt. Die theoretischen Erkenntnisse mithilfe lokaler Konzepte im Land Bremen verstärkt in die Praxis zu integrieren, ist dringend geboten.

Inklusion und Teilhabe

Gemeinsames Musizieren findet unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion, Bildungsstand oder Behinderungen statt. Amateurmusik wirkt gegen Vereinzelung und Vereinsamung, reduziert Barrieren, ermöglicht Inklusion und fördert soziale Kompetenzen. Damit leistet sie im Land Bremen einen essenziellen Beitrag, um gesellschaftliche Teilhabe und sozialen Anschluss zu ermöglichen. Die Szene braucht aktive Unterstützung, um die Einbindung von Menschen mit Migrationshintergrund, die musikalische Teilhabe von Bürger:innen aus strukturschwachen Stadtteilen oder die Unterstützung gemeinsamer Projekte von Menschen mit und ohne Behinderung umzusetzen.

Generationsübergreifendes Musizieren

Die Arbeit vieler Amateurmusik-Ensembles basiert auf Strukturen, die häufig von älteren Menschen getragen werden. Damit sehen sich die Gruppierungen zunehmenden Herausforderungen gegenüber. Es werden Konzepte benötigt, um die Nachwuchsgewinnung aktiv voranzutreiben. Junge Menschen für Musik zu begeistern, die lebensnah, bunt und aufregend ist, benötigt Identifikationsfiguren. Wenn Vorbilder mit hohem persönlichem Einsatz und Leidenschaft als Mentor:innen oder kontinuierliche Begleiter:innen an der Seite von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen agieren, kann musikalische Nachwuchsarbeit nachhaltig gelingen.

Wirtschaft und Tourismus

Wer in seiner Freizeit Musik macht, erhält dafür meist kein Geld, kurbelt stattdessen mit seinen Ausgaben aber die lokale Wirtschaft an: Musikunterricht, Instrumente, Equipment, Noten, Mitgliedsbeiträge, Unterbringung bei Probenwochenenden und vieles mehr. Gleichermaßen setzen sich regelmäßig viele Füße in Bewegung: Zu Proben und Auftritten, genauso wie zu Orten des geselligen Beisammenseins in Restaurants, Kneipen, (Strand-)Bars etc. Musizierende Menschen prägen das Stadtbild, tragen das Image Bremens und Bremerhavens über die Stadtgrenzen hinaus in andere Regionen und sind höchst affin für viele kulturelle Genres. Musizierende Amateur:innen bringen eine begeisterte Community zu eigenen Veranstaltungen mit und sorgen dadurch auch für das Publikum von morgen.

Netzwerkarbeit

Die Amateurmusikszene in Bremen und Bremerhaven ist riesig, wir haben großartige Möglichkeiten, in unserer Freizeit auf allen Leistungsniveaus und in zahlreichen Genres Musik zu machen. Egal, ob wir im Kiez- oder Kirchenchor singen, mit unseren Freund:innen im Proberaum eigene Songs einstudieren oder uns von den großen sinfonischen Werken in der Orchesterprobe mitreißen lassen: Tausende von Menschen machen im Land Bremen Musik.  Um diese Vielfalt zu erhalten und zu stärken, wollen wir, dass die Amateurmusikszene mehr Sichtbarkeit und Wertschätzung bekommt, im öffentlichen wie auch im politischen Raum. Das schaffen wir nicht allein, sondern nur mit gemeinsamem Engagement und vielen unterschiedlichen Ideen! Im Rahmen unserer Netzwerkarbeit wurden bereits mehrere Treffen zu diesem Thema veranstaltet, die auch zukünftig fortgesetzt werden sollen. Wir werden über kommende Veranstaltungen informieren.

In Kürze wird ein Round Table Amateurmusik eingerichtet, um die vielfältigen Themen konkret weiterzuentwickeln und die Szenenbildung zu fördern. Wir möchten allen LMR-Mitgliedern und Interessierten die Möglichkeit geben, bei diesem offenen Angebot dabei zu sein. Ein erstes Treffen soll im Januar 2025 stattfinden.

Wer sich beteiligen möchte, kann sich gern unter info(at)landesmusikrat-bremen.de bei uns melden.

Vergangene Veranstaltungen

Der Landesmusikrat zu Gast bei… Musikszene Bremen e.V. (November 2024)

Der Landesmusikrat zu Gast bei… Musikszene Bremen e.V. 
Netzwerktreffen Amateurmusik
Thema: Amateurmusik im Land Bremen –  Zukunft gestalten, Potenziale nutzen
Dienstag, 19. November 2024 um 19:00 Uhr
Musikszene Bremen e.V. / Zollkantine – Hansator 1, 28217 Bremen

Das Netzwerktreffen in der Zollkantine bot Mitgliedern, eingeladenen Gesprächsgästen und Interessierten eine Plattform, um zentrale Herausforderungen und Zukunftsstrategien für die Bremer Amateurmusikszene zu diskutieren. Ziel war es, konkrete Ideen zur Stärkung der Szene zu entwickeln und eine Grundlage für zukünftige Kooperationen zu schaffen. Marc Niemann eröffnete die Veranstaltung und stellte die Relevanz des Themas in den Kontext der bremischen Musikszene. Andrea Rösler präsentierte die Arbeit des Vereins Musikszene Bremen e.V., Emilia Schmidt vom Bundesmusikverband Chor und Orchester lieferte in ihrem Impulsvortrag „Wir sind viele. Wir sind überall. Wie Amateurmusik den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt“ wichtige Einblicke in die bundesweiten Entwicklungen der Amateurmusikszene und betonte, welche Schwerpunkte zukünftig gesetzt werden sollten. Musikalisch begleitet wurde der Abend durch die Singer-Songwriterin Liederin.

Die Diskussion zeigte wichtige Handlungsfelder für die Bremer Amateurmusikszene auf. Viele der einzelnen Akteur:innen arbeiten mit denselben Herausforderungen und Problemen, die strukturell auf höherer Ebene angegangen werden müssen. Die Wünsche nach konkreter Unterstützung, Mitwirkungsmöglichkeiten, stärkerer Vernetzung und einer besseren Wahrnehmung wurden deutlich artikuliert.

Der nächste Schritt ist die Einrichtung eines Round Tables, der regelmäßig tagt, um die verschiedenen Themen weiterzuentwickeln und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten.

Eine Veranstaltung vom Landesmusikrat Bremen in Kooperation mit Musikszene Bremen e.V. 

Logo Landesmusikrat Bremen

Ein rundes Logo in schwarzer Farbe, darunter steht der Schriftzug Musikszene Bremen

Netzwerktreffen Amateurmusik – Lasst uns reden! (Juni 2023)

Netzwerktreffen Amateurmusik
LASST UNS REDEN!
Donnerstag, 29. Juni 2023 um 19:00 Uhr
KLUB DIALOG, Am Deich 86, 28199 Bremen

Der Abend startete mit einem Impulsvortrag von Thomas Prisching, dem Geschäftsführer des Landesmusikrats Hamburg. Er berichtete darüber, wie in Hamburg derzeit ein Kompetenzzentrum für Amateurmusik entsteht, was die Hamburger Szene konkret vorangebracht hat und welche Fördermaßnahmen dort entwickelt werden. Anschließend kamen wir mit den Gästen ins Gespräch, um über mögliche nächste Schritte im Land Bremen zu diskutieren, haben Themen und Visionen formuliert und gemeinsam diskutiert, wie sich diese erreichen lassen.

Einige Foto-Impressionen finden sich hier: