(Aus einer Rede des Ehrenvorsitzenden, Prof. Klaus Bernbacher anlässlich des zwanzigjährigen Bestehens des Landesmusikrates Bremen 1998)
Aus Anlass unseres zehnjährigen Jubiläums 1988 veranstaltete der Landesmusikrat Bremen eine Bremer Kulturtagung mit dem aktuellen Thema „Kultur – Grundrecht für eine menschliche Gesellschaft“. Der Ort des Geschehens war das Haus der Bürgerschaft, das wir in ein „Haus der Musik“ umgestalteten.
Im Plenarsaal begrüßte uns der damalige Bürgerschaftspräsident, Dr. Dieter Klink, mit einer trefflichen Einleitung. Er rief uns ins Bewusstsein: „Die erste Musikmeldung aus Bremen war 1988 gerade 1199 Jahre alt. 789 begruben seine Begleiter ihren ersten Bischof Willehad im Dom – also auf gleichem Grund und Boden – mit den dazugehörigen liturgischen Gesängen!“
Folglich ist diese historisch-musikalische Tat 1998 nunmehr 1209 Jahre her. Dagegen müssten eigentlich die 20 Jahre Landesmusikrat leicht zu bewältigen sein. Und doch gewann ich bei Sichtung des Materials den Eindruck, dass es sich lohnen würde, den kulturpolitischen Gestaltungswillen unserer Vereinigung gründlicher auszuwerten, als das im Rahmen einer Rede möglich ist.
Wie fing nun alles an? – Ich will versuchen, es in großen Zügen zu erzählen.
Der Dachverband „Deutscher Musikrat“ wurde 1953 von führenden Persönlichkeiten des Deutschen Musiklebens auf breiter Grundlage gegründet und als Nationalkomitee der Bundesrepublik Deutschland in den internationalen Musikrat der UNESCO aufgenommen. Der Dachverband wurde 25 Jahre zentral geführt.
Die Freie Hansestadt Bremen hatte erste Begegnungen mit dem Musikrat durch Teilnahme am Bundeswertbewerb „Jugend musiziert“ und Ausrichtung des damit verbundenen Landeswettbewerbs in den 60er Jahren und natürlich als Gastgeber der 11. Generalversammlung des Deutschen Musikrates vom 20. bis 25 Oktober 1970.
Es zeigte sich in den 1970er Jahren, dass der föderative Aufbau unserer Bundesrepublik und die Kulturhoheit der Länder es erforderlich machten, die vielfältigen Aufgaben einer konsequenten Musik und Kulturpolitik „vor Ort“ nachdrücklich zu vertreten. Dazu waren „Räte“ der Musik in den Ländern nötig, es kam daher in Bremen zunächst zur Gründung einer „Landesarbeitsgemeinschaft für Musik und Musikpflege“, die Klaus Bernbacher, Horst Menzel, Wolfgang Schäfer, Otto Thein, Peter Schulze geleitet wurde. Dadurch waren die Schulmusik, die Laienmusik, die Musikwirtschaft, die populäre Musik und die künstlerisch professionellen Bereiche einschließlich der Neuen Musik im Vorstand vertreten. Angestoßen durch die Gründung des Bayerischen Musikrates, folgte dann in schneller Reihenfolge die Einrichtung von weiteren Landesmusikräten, so auch in Bremen 1978.
Im Landesmusikrat Bremen übernahm dann der bisherige Vorstand der „Landesarbeitsgemeinschaft“ den Vorsitz, und das Gremium blieb in dieser Zusammensetzung bis 1993, von allen Mitgliederversammlungen bestätigt, im Amt.
Die erste Satzung formulierte bereits den bis heute gültigen Aufgabenkatalog:
- Vertretung der gemeinsamen Interessen aller am Musikleben beteiligten Institutionen, Verbände und Organisationen in der Öffentlichkeit, insbesondere gegenüber der Verwaltung auf Landes- und Gemeindeebene.
- Koordinierung und Förderung der Aktivitäten seiner Mitglieder.
- Anregung und Durchsetzung kulturpolitischer Maßnahmen im Bremer Musikleben.
- Ausbau und Verbesserung des Musikunterrichtes an den allgemeinbildenden Schulen.
- Ausbau und Förderung der außerschulischen musikalischen Ausbildung.
- Förderung des professionellen und des Laien-Musizierens auf allen musikalischen Gebieten.
- Verbesserung der Rahmenbedingungen des Musiklebens (Konzertsäle, Übungsräume etc.).
In kurzer Zeit gelang die Organisationen und Institutionen der bremischen und Bremerhavener musikalischen Einrichtungen, zur Mitarbeit und zur Mitgliedschaft zu gewinnen zu gewinnen.
Zwei wichtige Aktivitäten fielen in die Anfänge unserer Tätigkeit: Das 1978 novellierte Radio-Bremen-Gesetz sah die ständige Mitgliedschaft des Landesmusikrates im Rundfunkrat des Senders per Gesetz vor.
Im September 1979 veröffentlichte der Landesmusikrat Bremer den ersten Landesmusikplan, der die Musik politischen Forderungen im Bundesland formulierte und seitdem in allen folgenden Dekaden neu erarbeitet und in gedruckter Form herausgegeben wurde. Daraus drei Beispiele aus der ersten Ausgabe:
- Forderung nach Renovierung der Glocke und den Bau eines Musikzentrums mit einem Saal von 2.500 Plätzen.
- Bau eines Konzertsaales in Bremerhaven.
- Ausbau der mit Kulturfragen der Stadt Bremen beauftragen Dienststellen beim Senator für Wissenschaft und Kunst zu einem Kulturamt.
Schon 1979 beklagte der LMR die Unterfinanzierung der Kultur und forderte 200 mil. DM als mittelfristige Bedarfszahlen, die auch in Bauten für die Musikkultur fließen müssen. Immerhin verabredeten wir engen Kontakt zwischen dem Senator für Kultur und dem Vorstand des LMR In einem Gespräch am 17. Januar 1980 war für beide Seiten bindend vereinbart worden, in gemischten Kommissionen die Realisierung des Landesmusikplans zu verfolgen.
Eine Folge des Landesmusikplans war der Vorschlag des Kultursenators, alle Mittel für den „freien Musikbereich“ dem LMR zur Verteilung zu übergeben. Dies wurde abgelehnt, denn der Landesmusikrat sollte erstens eine vom Staat unabhängige Organisation bleiben, was eine Zusammenarbeit bei Sonderprojekten nicht ausschließt und zweitens wollten wir in dem Zwei-Städte-Staat die gewachsenen Beziehungen der einzelnen Institutionen mit ihrer Kulturbehörde nicht stören. Wir sahen uns als kulturpolitisches Regulativ.
Die 80er Jahre standen dann im Zeichen inhaltlicher Arbeit durch wichtige Projekte und Gründungen, Planung und Koordination wie u. a. die Landesausscheidungen zu den Deutschen Chor- und Orchesterwettbewerben. Unter dem Motto „Eine Stadt spielt Brahms“ feierte Bremen den 150. Geburtstag des großen Komponisten. Das Jahr der populären Musik folgte 1984. Bereits 1975 gründeten Klaus Kuhnke, Manfred Miller und Peter Schulze das „Archiv für populäre Musik“, das nach dem Tode Kuhnkes 1988 dessen Namen erhielt. 1985 koordinierte der Landesmusikrat über 100 Veranstaltungen in Bremen und Bremerhaven zum „Europäischen Jahr der Musik“, in Verbindung mit dem für dieses Jahr gegründeten Nationalkomitee der BRD unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker. 1987 konnte der Bremer Klavierwettbewerb ins Leben gerufen werden, und zwar nach einer Idee des Bremer Ehepaares Aenne und Walter Genoux, die für die Wettbewerbe 1987 und 1989, zunächst im nationalen Rahmen, ein Grundkapital für die Preise zur Verfügung stellten.
Der Landesmusikrat, die Sparkasse und Radio Bremen waren von Anfang an helfend dabei und haben nach dem Tode des rührigen Ehepaares die weitere Durchführung des Bremer Klavierwettbewerbes ab 1991 auf gesamteuropäischer Basis einschließlich der GUS-Staaten, Israels und der Türkei beschlossen und gesichert. Der jeweilige Bundesaußenminister konnte als Schirmherr des alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerbes gewonnen werden. Die pianistischen Anforderungen des Wettbewerbsprogramms, hochkarätige Jury-Gremien und das Niveau der Preisträger haben dem Bremer Klavierwettbewerb schon nach kurzer Zeit seines Bestehens internationale Anerkennung verschafft. In dieser Anfangsphase war der Erfolg ganz besonders durch die Unterstützung der Sparkasse Bremen und Radio Bremen mit seiner Musikabteilung und Technik gewährleistet.
1988 begingen wir unser zehnjähriges Jubiläum mit einer zweitägigen Kulturtagung am 8. und 9. September.
Ein Jahr später hatten wir die Vertreter der kultureller Institutionen wie Theater, Kirchen, Schule, Universität, Gewerkschaften, der Wirtschaft und selbstverständlich der Parteien eingeladen. Das Thema der Tagung lautete: ,Kultur – Grundrecht für eine menschliche Gesellschaft – Subvention oder Finanzierung.“ Den Festvortrag hielt Staatsrat Prof. Wolfgang Gönnenwein, der spätere Präsident des LMR Baden-Württemberg Staatstheaters Stuttgart, der das Tagungsthema in „Kultur als Lebensnotwendigkeit, ja Lebenshilfe“ variierte. Dabei wurde auch das Raumprobleme des Musiklebens diskutieret und der Gedanke des Neubaus eines großen Konzertsaales wieder aufgegriffen. Im November 1991 kam es dann zur Gründung des „Fördervereins Neue Philharmonie“, der später in „Förderkreis Musicon Bremen“ umbenannt wurde. Der Förderkreis lobte später einen Architektenwettbewerb aus. Eine internationale Jury sprach sich im August/September 1996 für einen Entwurf des renommierten Architekten Daniel Libeskind aus.
Zurück zur Kulturtagung 1988. Wir forderten u. a.:
- den Kulturanteil am Bremer Landeshaushalt gemäß der Empfehlung des Städtetages auf 3 % zu erhöhen;
- zwei Wochenstunden kontinuierlichen Musikunterricht aufgrund der Vorgaben der Bund-Länder-Kommission;
- ausreichende Finanzmittel für den Ausbau des Fachbereiches Musik an der Hochschule für Künste;
- den Erhalt und Bestand der Jugend- und Volksmusikschule
- die Finanzierung des Laienmusizierens nicht allein durch Lotto- und Totomittel vorzunehmen, sondern auch im Haushalt zu verankern;
- die Entwicklung eines kulturfreundlichen Nahverkehrskonzeptes und den Ausbau eines S-Bahnsystems für Bremen als Oberzentrum.
Für 1989 ist eine bemerkenswerte Ausstellung zu erwähnen, die der Landesmusikrat zusammen mit dem Senator für Bildung, Wissenschaft und Kunst und dem Staatsarchiv nach Bremen geholt hat. Es handelte sich um die Ausstellung „Entartete Musik – eine kommentierte Rekonstruktion der nationalsozialistischen Kulturpolitik“.
Im folgenden Jahr 1990 kündigten sich bereits Auseinandersetzungen im Vorfeld der Bürgerschaftswahl 1991 an. Die Kulturszene in Bremen gewann gegenüber der Politik an Selbstbewusstsein und einigte sich darauf, eine Großveranstaltung als Demonstration gegen die jahrelange Unterfinanzierung der Kultur in Bremen zu organisieren. Am 6. Oktober 1990 fand in der damaligen Eislaufhalle unter dem Motto „Kulturkampf so-viel-mit-so-wenig“ eine muntere Show mit viel Programm und Diskussionen statt, an der sich wirklich alle Gruppierungen beteiligten. Der Landesmusikrat war innerhalb der „ZOK“ – der zentralen Organisation für Kunst und Kultur – einer der Träger dieses Spektakels.
Das internationale Mozart-Jahr 1991 aus Anlass des 200. Todestages – Mozart verstarb in der Nacht vom 4. zum 5. Dezember 1791 – hatte den Charakter eines Weltmusikfestes. Das veranlasste auch in Bremen Musiker und Musikfreunde, ihre außerordentlichen Vorhaben zu koordinieren und dazu auswärtige Künstler einzuladen. 150 Konzerte aller Art gaben dem Bremer Musikleben, wie vorher das Brahms- und Europäische Jahr, wichtige Impulse. Federführend waren der Landesmusikrat und der Mozart-Kreis tätig. Der Gedanke der kulturellen Vernetzung und Zusammenarbeit in einer Stadt,wie ich in beiden Beispielen dokumentiert habe, ist kein neuerer Einfall, sondern wurde vom Musikrat seit seinem Bestehen mit Erfolg praktiziert. Im Mai 1991 starteten wir eine Initiative zum dringend notwendigen Ausbau des Fachbereichs Musik der Hochschule für Künste.
Vor der Bürgerschaftswahl 1991 richtete der Landesmusikrat an die Parteien einen Fragenkatalog als Prüfstein über die Musikpolitik für die Legislaturperiode 1991 bis 1995. Fragen und Antworten haben wir in einem großen Faltblatt gedruckt und der Öffentlichkeit übergeben.
Im November 1993 wurde unser 15-jähriges Bestehen mit einer Arbeitstagung im Gerhard-Marcks-Haus begangen. Das Generalthema lautete: „Vom Recht des Künstlers, sich einzumischen – konstruktive Einsprüche zur Kulturpolitik“.
Den Festvortrag „Musikpolitik nach dem Maastrichter Vertrag“ hielt der Generalsekretär des Deutschen Musikrates, Andreas Eckhardt. Drei Arbeitsgruppen behandelten
- Orchesterstrukturen und Musiktheater
- musikalische Jugendbildung und Musikstudien
- Laienmusik in Jazz / Chor und Orchester.
Dabei wurde auch festgestellt, dass seit Jahren die Förderung aus Lottomitteln bescheiden sei und eher eine Folge von Zufälligkeiten denn inhaltlicher Art wäre. Die Mitgliederversammlung wählte neue Vorstandsmitglieder hinzu. Wolfgang Schäfer und Peter Schulze kandidierten nach 16jähriger erfolgreicher Amtszeit nicht mehr. Ernst Folz und Kurt Seibert waren die Neuen. Menzel, Thein und Bernbacher wurden wiederum bestätigt
Im Oktober 1994 gab es eine detaillierte gemeinsame Stellungnahme des Verbandes Deutscher Schulmusiker und des Kultur- und Musikrates zur Situation der Schulfächer Kunst und Musik anlässlich der Kultusministerkonferenz in Bremen.
Das Jahr 1995 brachte nach der Bürgerschaftswahl die Bildung einer Großen Koalition. Und der Jahresbericht 1995 musste sich mit der inzwischen extremen Finanzkrise und ihren einschneidenden Auswirkungen auf das kulturelle, gesellschaftliche und soziale Umfeld befassen..
In dem Papier von 1995 wird erstmalig die Forderung artikuliert, Kultur als Staatsziel in die Landesverfassung zu verankern, was inzwischen durch einstimmigen Beschluss der Bürgerschaft erfolgt ist:
- es wird die Aufstellung einer mittelfristigen Finanzplanung für die Institutionen angemahnt, damit Planungssicherheit gegeben ist.
- Radio Bremen muss erhalten bleiben, um als Kulturfaktor für das Land Bremen weiter wirken zu können. Der föderale Grundgedanke des Grundgesetzes gebietet den Erhalt des Landes und unseres Rundfunksenders.
In diesem Zusammenhang darf die Bremer Resolution, vom Landesmusikrat organisiert, nicht vergessen werden, die sich Ende der 80er Jahre gegen Absichten der ARD wandte, Produktionen und Sendungen für Neue Musik einzuschränken. Die Unterzeichnenden, namhafte Komponisten und Interpreten, hatten damals mit ihrem Protest Erfolg.
Im Frühjahr 1997 wählte die Mitgliederversammlung Ernst Folz zum neuen Vorsitzenden, da ich nach 18 Jahren nun nicht mehr für den Vorsitz kandidieren wollte; die Mitglieder ernannten mich zum Ehrenvorsitzenden. Helmut Schaarschmidt übernahm das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden, das vorher Horst Menzel gleichfalls 18 Jahre innehatte.
Im Herbst gab es in Bremen zum zweiten Mal in der Geschichte des Deutschen Musikrates eine Tagung des Länderrates, an der Vertreter aus allen Landesmusikräten in die Hansestadt kamen. Frau Senatorin Kahrs empfing die Gäste im Rathaus.
Dem zuvor erwähnten neuen Vorstand gelang im Rahmen unseres Schwerpunktes Jugendförderung und in Verbindung mit der Senatorin für Bildung, Wissenschaft und Kunst sowie dem Deutschen Komponisten-Interessenverband die Einrichtung eines Preises für junge Komponisten zur Förderung der zeitgenössischen Musik und junger Laienensembles. Siegrid Ernst hatte diese Idee entwickelt, um eine Alternative zu dem vor Jahren eingestellten Musikförderpreis vorzuschlagen.
(Gekürzter Text von Klaus Bernbacher aus einer Rede anlässlich des zehnjährigen Jubiläums des LMR 1988)
Der Landesmusikrat Bremen e.V. von 1998-2003
In den vergangenen fünf Jahren erweiterte der Landesmusikrat durch die Beteiligung an zwei weiteren Wettbewerben seine Bandbreite besonders im Hinblick auf die Förderung von Nachwuchstalenten auf dem Gebiet der populären Musikgattungen. So wirkt er mit bei der Austragung des Wettbewerb „New Sensation“ der Länder Niedersachsen und Bremen und des Senders ffn, an dem junge Rockbands teilnehmen können. Dieser Wettbewerb dient dazu, diesen Bands den Einstieg in das Profi-Musikgeschäft zu ermöglichen, was bei den meisten anderen musikalischen Wettbewerben der Jugendförderung wie z. B. Jugend musiziert nicht der Fall ist. Die andere Veranstaltung ist Jugend jazzt, das Pendant zu Jugend musiziert im Bereich der Jazzmusik, der 2003 zum zweiten Mal auf Landesebene in Verbindung mit der MIB ausgetragen wird.
Neben diesen neuen Wettbewerben wurden auch die schon etablierten Veranstaltungen wie der Chor- und Orchesterwettbewerb, Jugend musiziert und vor allem der Bremer Klavierwettbewerb fortgeführt. Auch der erst 1998 eingeführte Bremer Komponistenwettbewerb wird bereits zum dritten Mal ausgetragen.
Zur Bürgerschaftswahl 1999 erstellte der Landesmusikrat Bremen Wahlprüfsteine zu kulturellen Fragen, zu denen die Parteien Stellung nehmen sollten. In diesem Jahr schieden auch Horst Menzel, Brigitte Schulte-Hofkrüger und Kurt Seibert aus dem Vorstand des Landesmusikrates aus, neu hinzugewählt wurden Andreas Brandes und Oliver Rosteck.
Im Jahr 2000 veröffentlichte der Landesmusikrat wieder einen Landesmusikplan, der die aktuelle musikalische Landschaft des Bundeslandes darstellt. Erreichte und noch offene Ziele seit dem letzten Musikplan wurden erörtert, neue Forderungen gestellt und alte, soweit sie noch nicht erfüllt waren, wie z. B. nach einem eigenen großen Konzerthaus für Bremen, erneut in die Diskussion eingebracht. Der Landesmusikplan 2000 erregte große Aufmerksamkeit in politischen Kreisen und wurde z. T. als Grundlage für den Kulturentwicklungsplan für das Land Bremen verwendet.
Im Rundfunkrat von Radio Bremen vertritt seit 2000 Klaus Bernbacher den Landesmusikrat und ist zugleich Mitglied des Finanz- und Organisationsausschusses. Horst Menzel ist sein Stellvertreter und Vorsitzender des Programmausschusses Hörfunk.
Im Februar 2001 wurde unser Vorsitzender Ernst Folz auch zum Vorsitzenden der Konferenz der Landesmusikräte gewählt – eine Ehre für unser kleines Bundesland und eine bundesweite Anerkennung für die Arbeit des Landesmusikrates Bremen.
Seit August 2002 hat die Geschäftsstelle ein neues Domizil im Hanseatenhof mitten in der Innenstadt, nachdem die Räumlichkeiten im Steintor nicht mehr zur Verfügung standen.
Der Landesmusikrat unterstützt zudem maßgeblich die Aktion „Rettet den Sendesaal“ von Radio Bremen, die im Herbst 2002 zur Gründung des Vereins der Freunde des Sendesaales Radio Bremen führte. Der vom Abbruch bedrohte Sendesaal konnte nach Jahren heftiger Diskussionen durch den Verein und die Unterstützung des Bremer Ehrenbürgers Prof. Dr Hübotter für die bremische Musikkultur gerettet werden.
Klaus Bernbacher
Entwicklungen im Landesmusikrat nach 2003
Anlässlich des 25-jährigen Bestehens des LMR konnte 2003 eine Fotoausstellung in Bremen und im Musikinstrumentenmuseum in Berlin unter dem Titel „Musik in Bremen“ gezeigt werden. Veröffentlicht wurde eine vergleichende Studie von Katharina Nora Tiedtke zum Thema Arbeit der Landesjugendorchester. Der LMR konnte die CD „Bremer Stadtmusikanten, zeitgenössische Musik für Kinder“ herausgeben.
2004 war der LMR am Aufbau eines Konzepts zur Bewerbung Bremen als Kulturhauptstadt Europas beteiligt.
Partnerstädte Bremen und Danzig. Während des „Warschauer Herbstes“ 2005 konnte mit der Wojwodschaft Pommersce und dem LMR Bremen ein Vertrag geschlossen werden, der langfristig die Zusammenarbeit zwischen beiden Partnern auf musikalischem Gebiet verabredet. In der Folge beteiligte sich der LMR an der Deutsch Polnischen Kulturwoche in Bremen 2008, und 2015 unternahm das Landesjugendorchester eine Konzertreise nach Gdansk.
Gemeinsam mit der Mozart-Gesellschaft Bremen wurde im „Mozart Jahr“ 2006 ein großes Programm mit Konzerten und Vorträgen in Bremen und Bremerhaven verwirklicht.
2010 beteiligten sich de LMR und viele in seinen Mitgliedsorganisationen angeschlossene Gruppen am von den Kirchen und dem Deutschen Musikrat gemeinsam ausgerufenen Aktionsjahr unter dem Motte „Kirche macht Musik“.
Zusammen mit der Musikinitiative Bremen wurde 2010 der Landeswettbewerb „Jugend jazzt“ aufgebaut und seitdem alle zwei Jahre durchgeführt.
Sehr lange und intensive Verhandlungen des LMR mit der Universität Bremen und der Philharmonischen Gesellschaft waren erforderlich, um 2012 das bis dahin von einem Verein und privaten Unterstützern getragene „Archiv Deutsche Musikpflege“ als Archiv Bremischer Musikkultur dem Institut „Historische Musikwissenschaften“ der Uni. anzugliedern.
Seit 2015 wurden fast jährlich vom LMR Rock-Pop-Bands zur Bundesveranstaltung „PopCamp“ des DMR für angehende Profi-Musiker entsandt.
2015 unterstützte der LMR die Gründung eines Jugendensembles „Neue Musik“ in Bremen. Gegen den Titel „Landesjugendensemble“ legte der Justizsenator Einspruch ein. Nach dem Vorbild des DMR entschied der LMR das Ensemble als „privilegiertes Jugendorchester“ des Landesmusikrates zu führen. Als solches beteiligen sich die jungen Musiker jährlich auch an den Veranstaltungen des bundesweiten Jugendorchesters Neue Musik der Konferenz der LMR. Dieses Orchester seinerseits wird als „privilegiertes Orchester des DMR“ geführt.
In den Jahren des starken „Flüchtling Andrangs“ 2015 und 2016 beteiligte sich der LMR an der Initiative zur Integrationskultur „Musik macht Heimat“. Unterstützt werden konnte das Syrische Philharmonische Orchester in Bremen bei seiner Gründung, auch mit Instrumenten Vermittlungen.
Seit 2017 nimmt der LMR Bremen teil, zusammen mit 10 weiteren Landesmusikräten, an der Aktion „ Instrument des Jahres“.
2017 konnten bei verschiedenen Veranstaltungen in Schulen in Bremen und Bremerhaven die Oboe und 2018 das Cello vorgestellt werden.
2018 musste der „Förderkreis Musicon“ aufgelöst werden, die Verantwortlichen und der Vorstand des LMR sahen keine Möglichkeit mehr dieses engagierte Projekt weiter zu verfolgen. Eine Archivsammlung wird aufgebaut, das „Libeskind-Model“ wurde dem Lehrstuhl Architektur der Hochschule Bremen überlassen.
Jugend musiziert
Die Fördermaßnahme für junge Musiker besteht auch in Bremen schon wesentlich länger als die Landesmusikräte. Sie wird heute von einer eigenständig arbeitenden Landesgruppe unter dem Dach des LMR organisiert und durchgeführt.
Veranstaltet werden jährlich drei Regionalwettbewerbe (Bremerhaven, Bremen Nord und Bremen Mitte) und nachfolgend ein Landeswettbewerb.
Es ist sicherlich die bekannteste Aufgabe des Landesmusikrates, die auch von den Musikschulen in Bremen und Bremerhaven, der Sparkasse Bremen Radio Bremen sowie der Hochschule für Künste unterstützt wird.
Schulmusik in Bremen
Seit seiner Gründung ist der Musikunterricht an den Schulen ein Hauptthema des LMR, so ist er z. B. seit 2007 LMR Mitträger der jährlichen Veranstaltung des Schulsenators „Schulrock Bremen“.
Nach langen Verhandlungen und Vorbereitungen gelang es 2011 erstmals die Bundesveranstaltung „Schulen musizieren“ im Land Bremen durchzuführen. Im Rahmen dieser Veranstaltung schlossen die Bildungssenatorin und der LMR einen Vertrag, der den Einsatz von qualifizierten Personen im Musikergänzungsunterricht an öffentlichen Schulen regeln soll.
Ab 2013 arbeitete der LMR an allen Studien und Initiativen und Veröffentlichungen zum Thema „Musikalische Bildung in Deutschland“ der Konferenz der LMR mit. Die besondere Situation im Lande Bremen wurde analysiert in diversen Aufsätzen diskutiert, und an Aufarbeitung und Veröffentlichung eine bundesweiten Erhebung waren Vorstandsmitglieder des LMR maßgeblich beteiligt. Dies gilt ganz besonders auch für die Initiative Datenerhebung zum Musikunterricht an Grundschulen, den der Lehrstuhl Musikpädagogik an der Hochschule Hannover für das gesamte Bundesgebiet seit 2016 im Auftrag der Konferenz der LMR durchführt.
Landesjugendorchester
Das Orchester war ursprünglich ein Schulorchester, das bei der Gründung des Landesmusikrates bereits diesen Namen trug. Später konstituierte sich das sinfonische Orchester als Verein, der Landesmusikrat übertrug ihm Mitte der neunziger Jahre die Aufgaben eines Landesensembles unter der Leitung von Prof. Stefan Geiger. Zwischen der Hochschule Bremen und dem Landesmusikrat wurde ein Kooperationsvertrag geschlossen; auf dessen Basis konnte eine professionelle Geschäftsführung finanziert werden.
Das Orchester veranstaltet in drei jährlichen Phasen Konzerte in und um Bremen, und von Zeit zu Zeit werden Auslandsreisen unternommen.
2015 kündigte die Hochschule den Vertrag auf, seitdem bemühte sich der LMR um die Finanzierung der Geschäftsführung durch das Land Bremen vergeblich, was zur Folge hat, dass innerhalb von 2 Jahren (2015 – 2018) drei Geschäftsführerinnen ausschieden.
Internationaler Klavierwettbewerb Bremen
Der Wettbewerb der seit 1987 ein fester Bestandteil der europäischen Wettbewerbsszene ist geht ursprünglich auf die Stiftung einer Bremer Familie zurück. Beteiligten sich an der Finanzierung zunächst die Sparkasse Bremen und Radio Bremen, so tragen heute zusätzlich noch private Spender und Firmen aus Bremen und dem Umland, das Jugendherbergswerk und die Firma Steinways & Sons zum Gelingen der bedeutenden Veranstaltung bei. Ein entscheidender Anteil am Erfolg ist auch auf die Zusammenarbeit mit den Bremer Philharmonikern zurückzuführen, die am Abschlusskonzert und an der Erstellung einer CD des Wettbewerbs maßgeblich Anteil haben.
Der Internationale Klavierwettbewerb Bremen kommt ohne staatliche Zuschüsse aus; viele der bisherigen Preisträger haben ihre Karrieren hier begonnenen.
Bremer Komponistenpreis
Auf Anregung der damaligen Vorsitzenden des Arbeitskreises Bremer Komponisten und Komponistinnen, Prof Siegrid Ernst-Meister, wurde 1998 dieser Preis, des seitdem alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem Senator für Kultur ausgelobt wurde. Der Preis wendet sich an Nachwuchskomponisten aus der Region, die „Neue Musik“ in zeitgenössische Tonsprache für Laienensembles komponieren. Die Besonderheit dieses Wettbewerbs liegt darin, dass die Gewinner die Komposition in Zusammenarbeit mit einem Bremer Laienensemble erarbeiten und zur Uraufführung bringen müssen.